Hofmanns Lieblinge: Die Deutschen & der Fußballgott

23. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Deutschland und die österreichische Bundesliga – da steckten immer schon Brisanz und Konkurrenz, aber auch viele Gemeinsamkeiten und segenbringende Allianzen drin. Wir zeigen, was man sich beim Nachbarn abschaute und baten die deutsche Rapid-Legende Steffen Hofmann, seine fünf „Lieblings-Piefke“ zu nennen.

 

Im Sommer 1974 blickte die Fußball-Welt gebannt nach Deutschland, wo die Weltmeisterschaft ausgetragen wurde und es im Finale mit dem Duell Franz Beckenbauer gegen Johan Cruyff einen spannenden Showdown um die Vorherrschaft im Weltfußball gab. Mit Ausnahme des hoch angesehen Schiedsrichters Erich Linemayr, der unter anderem die legendäre Regenschlacht der Deutschen gegen Polen leitete, war Österreich nicht vertreten – auch einer der Gründe, warum ein neues Ligenformat zur Hebung der Qualität des heimischen Fußballs herbeigesehnt wurde.

Der Blick nach Deutschland war dabei ohnehin ein geschärfter. „Bundesliga“ als Name des Formats hatte sich beim Nachbarn seit mehr als zehn Jahren bewährt, der Meisterteller als Trophäe für den Sieger ebenfalls. Aber auch umgekehrt hatte man in Deutschland immer ein Auge auf den Fußball beim Nachbarn. 14 der 30 in der Premieren-Saison der österreichischen Bundesliga unter Vertrag stehende Legionäre (damals galt noch die Beschränkung auf maximal drei Ausländer) stammten aus der Bundesrepublik. Also fast 50 Prozent. Darunter durchaus bekannte Namen wie Wolfgang Gayer oder Rudolf Nafziger (beide LASK), der zuvor mit dem FC Bayern München den Europapokal der Pokalsieger und zweimal den DFB-Pokal gewonnen hatte.

Bis heute sind die Deutschen die größte Legionärsgruppe seit Gründung der Bundesliga. Nicht weniger als 231 Profis mit schwarz-rot-goldenem Pass schnürten ihre Schuhe zwischen Eisenstadt und Bregenz. Die mit Abstand meisten Spiele absolvierte dabei Steffen Hofmann, der bei Rapid Wien als „Fußballgott“ in die Annalen einging und 434-mal für die Hütteldorfer in der Bundesliga auflief. Wir baten den heutigen Geschäftsführer der Grün-Weißen, seine fünf „Lieblings-Piefke“ zu nennen, die jemals in Österreich kickten. Eine illustre Auswahl an Stars und Weggefährten, die zeigt, wie attraktiv das Land der Berge für Kicker aus dem Nachbarland war.

 

Hansi Müller (FC Swarovski Tirol)

„Eine Auflistung deutscher Legenden ist ohne Müller praktisch undenkbar“, sagt Hofmann über den Europameister von 1980. Und hat natürlich recht. Doublesieger, Halbfinale im UEFA Cup, es waren glorreiche Zeiten, die sich mit dem Schwaben auf dem Innsbrucker Tivoli abspielten. „Auch wenn ich ihn nie live spielen sah, aber man kriegt schon mit, wie er Ende der 80er-Jahre dem Klub seinen Stempel aufgedrückt hat“, erzählt Hofmann über den Mann, dessen direkt verwandelter Eckball gegen den FC Torino heute noch Kultstatus genießt.

Thomas Häßler (Austria Salzburg)

In der Saison 2003/04 beendete „Icke“ seine Karriere in Österreich. „Auch wenn er nicht lange da war – aber das war ein Spieler, den ich als Kind total bewundert, zu dem ich aufgeschaut habe.“ Wie so viele Deutsche hat auch Hofmann einen ganz speziellen Häßler-Moment. „Als er die Nationalmannschaft gegen Wales ganz kurz vor Schluss zur WM 1990 nach Italien geschossen hat, das war Gänsehaut. Ohne dieses Tor wäre Deutschland nicht Weltmeister geworden.“ Überragende Standards, viel Übersicht – es sind ähnliche Attribute, die Häßler wie Hofmann als Spieler auszeichneten.

Carsten Jancker (SK Rapid, SV Mattersburg)

Wer bei Rapid und beim FC Bayern groß aufspielte, darf in Hofmanns Liste natürlich nicht fehlen. „Als wir noch gemeinsam bei Bayern waren, hat er mir empfohlen, das Angebot von Rapid anzunehmen“, erzählt Hofmann. Bei den Hütteldorfern hatte er den Sturmtank, der Rapid 1996 ins Europacupfinale der Pokalsieger schoss, auch als Co-Trainer. „Man hört natürlich noch etwas genauer hin, wenn jemand mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen hat.“ Aktuell trainiert Jancker (wieder) den DSV Leoben in der ADMIRAL 2. Liga.

Alexander Zickler (Red Bull Salzburg, LASK)

Wir mussen nicht vergessen Zickler, dachte sich Steffen Hofmann wohl in Anlehnung an Trapattoni, als er an seiner Top-5-Liste bastelte. „Ein sehr guter Stürmer, der vor allem in der Anfangszeit von Red Bull bei Salzburg viele wichtige Tore geschossen hat.“ Auch Zickler hat, wie Jancker, sowohl das Final-Trauma von Barcelona gegen Manchester United 1999 als auch den CL-Sieg zwei Jahre später miterlebt. „Solche Spieler haben schon das gewisse Extra, erst recht, wenn sie ganz vorne fürs Toreschießen zuständig sind.“

Oliver Bierhoff (Austria Salzburg)

Mit dem späteren DFB-Team-Manager, der 1990/91 stolze 23 Tore für die Mozartstädter erzielte und in Italien groß rauskam, verbindet Hofmann eine ganz persönliche Geschichte. „Im Rahmen der EURO 1996 haben Jugend-Nationalteams ein Kleinfeldturnier gespielt – und die Mannschaften, die ins Finale kamen, wurden zum Endspiel nach Wembley eingeladen.“ Dort sah Hofmann das erste und einzige Golden Goal der Fußball-Geschichte, erzielt von Oliver Bierhoff gegen Tschechien. „Das war überragend, dort dabei zu sein.“

 

Fotos: GEPA pictures /Votava / brandstaetter images / picturedesk.com

Redakteur: Markus Geisler
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