ÖFB und Bundesliga: Entschlossen gegen jeden Antisemitismus im österreichischen Fußball

11. November 2021

ÖFB und Bundesliga nehmen Arbeitsdefinition von Antisemitismus der IHRA offiziell an. Auftakt für weitere Maßnahmen.

Am Donnerstag, den 11. November, nahm der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) vertreten durch Präsidenten Gerhard Milletich und die Bundesliga vertreten durch Vorstandsvorsitzenden Christian Ebenbauer die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) an. Die Arbeitsdefinition wurde feierlich am Judenplatz im ersten Bezirk in Wien zusammen mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler, dem Israelischen Diasporaminister Nachman Shai, IKG-Präsidenten Oskar Deutsch, dem Chairman des Israelischen Nationalteams Oren Hasson, dem Botschafter des Staates Israel Mordechai Rodgold und den IHRA Österreich Ko-Vorsitzenden Hannah Lessing und Ferdinand Trauttmansdorff unterzeichnet.

Die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus dient als Grundlage für den Kampf gegen Antisemitismus und wurde bereits vom österreichischen Nationalrat und Ligen, wie zum Beispiel der Deutschen Fußballliga angenommen.

Die Definition der IHRA besagt: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Darüber hinaus listet die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance wichtige Beispiele für die Identifizierung antisemitischer Übergriffe. Die Unterzeichnung der Arbeitsdefinition markiert den Start der kontinuierlichen Arbeit des ÖFB und der Bundesliga gemeinsam mit Vereinen und Fans gegen alle Formen des Antisemitismus im Fußball.

ÖFB-Präsident Gerhard Milletich:

„Der ÖFB steht für Respekt, Toleranz und Integration in allen Bereichen der Gesellschaft. Als größter Sportfachverband Österreichs sind wir bestrebt, ein Umfeld mitzugestalten, in dem alle Menschen ungeachtet von Religion oder Herkunft respektvoll miteinander umgehen und leben. Der Fußball besitzt eine starke integrative Kraft, die wir nutzen, um für unsere Werte einzustehen und entschieden gegen Antisemitismus und Rassismus in jeglicher Form aufzutreten.“

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer:

„Die Bundesliga hat in ihrem Leitbild die Vorbildfunktion im österreichischen Sport verankert – und diese Verantwortung geht über das Geschehen am grünen Rasen hinaus. Für uns ist klar: Ausgrenzung und Diskriminierung haben im Fußball keinen Platz. Das Länderspiel gegen Israel ist ein willkommener Anlass, nach dem bisherigen Engagement gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie hier auch einen Schwerpunkt im Kampf gegen Antisemitismus zu setzen.“

IKG-Präsident Oskar Deutsch:

Es freut mich sehr, dass sich der ÖFB und die Bundesliga sofort bereit erklärt haben, die IHRA-Antisemitismus-Definition anzunehmen. Das ist schon allein wegen der Breitenwirkung des Sports und der Vorbildfunktion von Fußballprofis außerordentlich bedeutsam. Es gilt nun, auch im Fanbereich und im Amateur-Breitensport, zusammen mit der Bundesliga und dem ÖFB, nachhaltige Akzente im Kampf gegen Antisemitismus zu setzen.

Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler:

„Heute ist es unser klares Ziel, bei der Umsetzung der europäischen Strategie gegen Antisemitismus und Rassismus Vorbild zu sein. Um den Kampf gegen Antisemitismus zu verbreitern, bietet sich die „wichtigste Nebensache der Welt“ ja geradezu an. An dieser Stelle möchte ich an die Auslöschung des früheren Spitzenfußballklubs SC Hakoah erinnern, der eine schmerzliche Lücke im österreichischen Fußball hinterließ.“

Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler:

„Als Bundesregierung ist es unser Ziel jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen – egal, ob er von rechts oder links kommt, autochthon ist, oder importiert. Dafür ist es notwendig, Antisemitismus auch klar und deutlich zu benennen. Leider erleben wir auch bei Sportveranstaltungen immer wieder antisemitische Vorfälle. Die österreichischen Fußball-Clubs haben eine große Fan-Basis und erreichen damit viele Menschen, insbesondere die jüngere Generation. Im Gegenzug bedeutet diese hohe Reichweite aber auch eine große Verantwortung. Es freut mich, dass der ÖFB und die österreichische Bundesliga diese Verantwortung wahrnehmen und mit der Annahme der IHRA-Definition klar gegen Antisemitismus im österreichischen Fußball auftreten. Ich bin überzeugt, dass Österreich damit einmal mehr zum internationalen Vorbild werden kann und weitere Institutionen in Europa und der Welt diesem Beispiel folgen. Gemeinsam treten wir für einen Fußball frei von Antisemitismus ein.“

Ko-Vorsitzende der IHRA Österreich Hannah Lessing:

„Antisemitische Stereotype haben in der Welt des Fußballs Tradition; antisemitische Parolen werden dabei oftmals unreflektiert verwendet. Es ist gut, dass die Vereine bereit sind, zur Sensibilisierung der Fans beizutragen. Die Annahme der Antisemitismus-Definition der IHRA ist dabei ein wichtiger Schritt. Sie hilft, antisemitische Denkmuster aus dem Unbewussten auf eine bewusste Ebene zu holen, sie zu hinterfragen und abzubauen – damit sie endlich nicht mehr weitergegeben werden.“

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