VAR-Ausbildung: Erster Härtetest für ÖFB-Schiedsrichter

29. January 2021 in ÖFBL

Zur Saison 2021/22 wird der Video Assistant Referee (VAR) in der Tipico Bundesliga eingeführt. Im November standen für 63 aktive Schiedsrichter und -assistenten die ersten Übungseinheiten unter Live-Bedingungen auf dem Programm.

Shortmatches (2x20 Minuten), Incidents (einzelne Spielszenen), Surrogate Matches (90 Minuten Matches mit simulierter VAR-Kommunikation) sind die ersten unerlässlichen Praxistests für die Unparteiischen und ihre Assistenten auf dem Weg zur Einführung des VAR im kommenden Sommer.

Nachdem bei den bisherigen Schulungen die Theorie der Protokolle, die von der UEFA vorgegeben werden, und Offline-Matches, also bereits absolvierte Spiele im Video, im Vordergrund gestanden waren, ging es im Rahmen des Live-Trainings darum, möglichst reale und praxisnahe Bedingungen zu schaffen. „Wir befinden uns derzeit im vorletzten Bereich der Ausbildung. Es fehlen uns nur noch die vollständigen Spiele“, erklärt Österreichs FIFA-Referee Harald Lechner.

Herausfordernde Organisation

Die idealen Bedingungen für die Ausbildung mitzugestalten ist auch Aufgabe des technischen Partners Hawk-Eye. Rick Stremmel, Project Manager VAR Austria bei Hawk-Eye, erklärt: „Es geht in erster Linie darum, dass die Schiedsrichter ein Gespür für das System bekommen. Wir profitieren natürlich jetzt von Erfahrungen, die wir bereits in anderen Ländern gemacht haben. Die Situationen, die wir mit den Referees durchgehen, sollen sie auf mögliche reale Spielbedingungen bestmöglich vorbereiten.“

Für die sogenannten Incidents werden reale Spielsituationen von Teams nachgestellt, die dann von einem Schiedsrichterteam auf dem Feld und vom VAR entschieden werden müssen. Doch auch hier wurde durch die Corona-Pandemie die Organisation erschwert. „Wir brauchen für die Spielsituationen getestete Mannschaften, die sich zur Verfügung stellen. Der organisatorische Aufwand ist sehr groß, aber ich glaube, wir haben das sehr gut hinbekommen“, so Ali Hofmann, Project Manager VAR beim ÖFB. Das gesamte Seminar wurde unter den strengen Richtlinien des Präventionskonzepts durchgeführt.

Auch Andreas Holzer, der VAR Project Manager vonseiten der Bundesliga, ist mit dem Seminar zufrieden. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der technischen Umsetzung des Prestigeprojekts: „Dafür, dass wir es das erste Mal gemacht haben, ist es wirklich problemlos gelaufen. Technisch hat ab dem ersten Tag zu 95 Prozent alles funktioniert.“

Während sich alle Beteiligten einig sind, dass der Fußball in Österreich durch den VAR künftig ein Stück gerechter werden wird und die heimischen Schiedsrichter dadurch an internationaler Reputation gewinnen, sehen sich die Aktiven selbst auch vor ganz neue Herausforderungen gestellt.

Positives Fazit

„Zu Beginn ist es eine sehr ungewohnte und herausfordernde Situation für die Schiedsrichter, die es unter Realbedingungen zu verinnerlichen und zu trainieren gilt. Dass man nun jede Entscheidung dem VAR mitteilen und während der Spielleitung quasi dauernd kommunizieren muss, das muss in Fleisch und Blut übergehen“, sagt Robert Sedlacek, Vorsitzender der Schiedsrichterkommission.

Alle Beteiligten ziehen ein durchwegs erfreuliches Fazit nach dem vierten VAR-Seminar. „Das Feedback war sehr positiv. Man hat gemerkt, dass die Schiedsrichter darauf brennen, dass sie in der Live-Situation üben können. Man merkt, dass alle Beteiligten große Fortschritte machen. Wenn wir die Zeit, die wir noch haben, weiter so gut nutzen, dann sind wir auf die Einführung bestens vorbereitet“, ist Sedlacek optimistisch.

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