#WeRemember – die Bundesliga zum Holocaust-Gedenktag

9. February 2022 in ÖFBL

Am 27. Jänner gedachte die Welt der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Die Bundesliga und ihre Vereine waren Teil der #WeRemember-Kampagne zum internationalen Holocaust-Gedenktag.

#WeRemember. Es war nur ein kurzer Hashtag, mit dem die UNESCO und der World Jewish Congress im Jahr 2017 Menschen weltweit aufrief, ein Schild mit dem Schriftzug #WeRemember in die Hand zu nehmen, ein Foto von sich zu machen und dieses in den sozialen Netzwerken zu posten. Seitdem haben Millionen Menschen und tausende Institutionen rund um den Globus an der #WeRemember-Kampagne teilgenommen.

Als sich am 27. Jänner 2022 der Befreiungstag des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zum 77. Mal jährte, war es auch für die Bundesliga eine Selbstverständlichkeit, sich an dieser Kampagne zu beteiligen und am internationalen Holocaust-Gedenktag an die sechs Millionen Opfer des Holocaust zu erinnern und zugleich die Verantwortung zu übernehmen, Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art entgegenzutreten. „Die Bundesliga hat in ihrem Leitbild die Vorbildfunktion im österreichischen Sport verankert – und diese Verantwortung geht über das Geschehen am grünen Rasen hinaus“, hatte sich Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer schon im vergangenen November verpflichtet „nach dem bisherigen Engagement gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie auch einen Schwerpunkt im Kampf gegen Antisemitismus zu setzen.“

Viele Klubs der Bundesliga haben sich der Aktion angeschlossen und am 27. Jänner auf ihren sozialen Netzwerken tausende Fans erreicht. Für viele der Vereine war es schließlich nicht nur ein Gedenken an eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte unseres Landes, sondern ein Erinnern an die eigene Geschichte. Unter den sechs Millionen Opfern des Holocaust waren auch unzählige jüdische Sportler und Funktionäre, die einen großen Anteil an der Entwicklung ihrer Klubs und Teams hatten. Nicht zuletzt bei den großen Wiener Vereinen Rapid und Austria, aber auch bei der Admira und dem FAC.

 

#WeRemember Wilhelm Goldschmidt. Wer weiß, was aus dem 1. Wiener Arbeiter-Fußball-Club geworden wäre, wenn am 8. Jänner 1899 nicht der erst 18-jährige jüdische „Secretär“ und Schriftführer aus Deutschkreutz (Zelem), einer der sieben jüdischen Gemeinden des Burgenlandes, den Antrag gestellt hätte, den Klub künftig „Rapid“ zu nennen. Goldschmidt wurde 1942 nach Izbica deportiert und ermordet. Seit 2019 erinnert ein „Stein der Erinnerung“ vor seinem Wohnhaus im 2. Wiener Gemeindebezirk.

#WeRemember Alfred „Fritz“ Dünmann. Der Sohn des Oberkantors des Schmalzhoftempels in Mariahilf war nicht nur einer der ersten „Internationalen“ Rapids (3 Länderspiele, 1906-07), er gehörte jahrelang auch dem „Struma“, dem Straf- und Meldeausschuss der Liga an. Im November 1942 wurde er zunächst im Sammellager Drancy bei Paris interniert, von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seit dem Holocaust-Gedenktag 2021 gedenkt Rapid auch seiner vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Feldkellergasse 38 mit einem „Stein der Erinnerung“.

#WeRemember Friedrich „Fritz“ Hirschl und Robert Lang. Sie spielten gemeinsam für die „Cricketer“, Hirschl, der später auch für die „Amateure“, die Vorläufer der Austria, auflief, erzielte 1908 Österreichs einziges Tor bei der 1:11-Niederlage gegen „Lehrmeister“ England. Nach ihrer aktiven Karriere waren sie als Funktionäre für die Wiener Austria tätig. Beide wurden sie in Belgrad von den Nazis erschossen, nur von Lang ist das Todesdatum (14. November 1941) bekannt. Mit Norbert Lopper lenkte ein Auschwitz-Überlebender von den 1950ern bis in die 1980er Jahre als Sekretär und Manager die Geschicke der Violetten.

#WeRemember Rudolf Mütz. Er war Direktor der Textilfabrik Pollack’s Söhne, in deren Schatten die Admira in ihren Anfangsjahren spielte. Als Gönner, Präsident und später Ehrenpräsident prägte er die erfolgreichste Zeit der „Jedleseer“ in den 1930er Jahren. 1938 floh er nach Jugoslawien, wo er 1943 im nationalsozialistischen Lager Sirdija umkam.

#WeRemeber Victor Berger. Er war einer von fünf jüdischen FAC-Präsidenten, die in den 1920er- und 1930er-Jahren aufeinander folgten. Er wurde im Mai 1940 von der Gestapo verhaftet und Ende Juni nach Dachau deportiert, wo er nur eine Woche später den Tod fand. Sein Nachfolger als FAC-Präsident, Leo Klagsbrunn, konnte nach Brasilien fliehen, wo sein Sohn Kurt ein angesehener Fotograf wurde. Das Jüdische Museum Wien präsentierte 2018 in der Ausstellung „Das Auge Brasiliens“ seine Bilder. Bekannt wurde die Geschichte der Familie Klagsbrunn durch den Schriftsteller Erich Hackl, der ihr mit einer Erzählung in dem Band „Drei tränenlose Geschichten“ ein literarisches Denkmal setzte.

 

#WeRemember

Artikel teilen: